Das neue Kunstwerk

Kunst liegt im Auge des Betrachters. Jeder findet was anderes schön. Und so muss man auf etwas anderes Wert legen, wenn man ein Kunstwerk für eine andere Kultur schafft. In Europa müssen die Farben aufeinander abgepasst sein, Formen zueinander passend, und wie man streicht macht Unterschiede. Die Kunst hat ein Level erreicht, wo man wieder weniger die Realität widerspiegeln
möchte, weil man darin schon zu gut wurde. Hier in Afrika sind die Vorstellungen eines Kunstwerkes anders. Pralle bunte Farben, geschwungene Formen und glänzende Oberflächen. Die Kunstszene hier in Tansania ist sehr jung, hat aber einen unvergleichbaren Stil erzeugt: Tingatinga. Der Kunststil wurde nach seinen Begründer Edward Saidi Tingatinga benannt, welcher in den 1960er Jahren
begann seine Tiergemälde zu verkaufen. Tingatinga ist nicht das „Abstrakte“ das wir kennen. Es ist viel zu genau, aber dennoch zu gebogen. Man kann es nicht mit Kinderzeichnungen vergleichen, weil die Techniken schwierig und ausgeprägt sind. Linien sind klar definiert, Farben klar ausgewählt, aber beides würde ein Europäer nicht so aussuchen. Man muss es gesehen haben, um es zu verstehen,
und das ist einer der Gründe, wieso es so ein beliebtes Souvenir aus Tansania ist. Nach diesem Stil male ich auf dem Pavillon Zebras, Löwen, Antilopen, Nilpferde und vieles mehr. Bei allem, was ich zeichne, muss ich nachdenken, wie das in Tingatinga aussehen würde und nicht in meinem normalen Zeichenstil. Sind die Beine nur dick oder wie eine Schlange geschwungen? Mit welcher Farbe sollte
die Schattierung sein? Nach all dem bin ich froh, dass das Kunstwerk gut ankommt bei den Arbeitern und den Gästen. Einiges steht noch bevor, gezeichnet zu werden und dies wird eine eigene Herausforderung.

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